Kreishaus

Dependance Kreishaus, Kölner Str. 82
     • ca. 65 SuS, 5 Klassenräume, sowie weitere Fachräume
     • Oberstufe: (Klassen 8-10)

Die Geschichte des Kreishauses
1816
Das ehemalige Großherzogtum Berg gehörtzur preußischen Provinz Jülich-Kleve-Berg. Die Stadt Lennep wird Kreisstadt und Verwaltungsmittelpunkt und -sitz des Landkreises Lennep, zu dem  Burg, Dabringhausen, Hückeswagen, Lennep, Lüttringhausen, Radevormwald, Remscheid, Ronsdorf und Wermelskirchen gehören. Der erste Verwaltungssitz des Landkreises wird in einer Villa am Thüringsberg 6 untergebracht.

1825

48.970 Menschen leben im Landkreis Lennep.

um 1880

Durch den Bau von Fabriken während der Industrialisierung im Verlaufe des
19. Jahrhundertswächst die Einwohnerzahl des Kreises Lennepauf ca. 70.000 Einwohner an. Der Wunsch nach einem neuen, repräsentativen Amtssitz kommt auf.

1886/87

Die Stadt Lennep kauft das Grundstück an der Kölner Straße. Eine Feldbrandziegelei, die dort vorher stand, produziert  schon längst nicht mehr.

1887
Mit dem Projekt der Errichtung eines Kreishauses wird der in Köln gebürtige und in Berlin arbeitende Regierungsbaumeister Franz Schwechten beauftragt. Berühmt wird Schwechten später unter anderem durch den Bau der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin.

1889
Am 29. April 1889 findet die Einweihung des Kreishauses statt. Offiziell bezogen wird es am 1. Mai 1889.

 Kreishaus um 1900
Beschreibung des Zustandes von 1889:
Das zweigeschossige Gebäude liegt etwas von der Kölner Straße zurückgesetzt und ist von einem Garten mit Bäumen und einer Grundstückseinfriedung umgeben. Diese besteht zur Kölner Straße hin aus einem schmiedeeisernen Zaun und zur Nachbarstraßehin aus einer Ziegelsteinmauer. Der Haupteingang befindet sich mittig zur Straße. An der Südseite des Gebäudes ist ein Treppenturm angebaut, der ins Dachgeschoss führt.Größter Raum im Erdgeschoss ist der große, repräsentative Sitzungssaal für den Kreistag mit anschließendem Beratungszimmer. Im Erdgeschoss liegen weiterhin die Amtsstuben der Kreisverwaltung, Räume für die Geschäftsstelle der Bergischen Handelskammer und einer Abteilung der Rheinisch-Westfälischen Textilberufsgenossenschaft.


Die 1. Etage, die Beletage, dient dem Landrat als Privatwohnung. Schon vor 1900 verfügt der Landrat, als einer der wenigen Personen in Lennep, über einen privaten Telefonanschluss.


1929
Durch das Gesetz über die kommunale Neugliederung  wirdder Landkreis Lennep aufgelöst. Am 1. August 1929 werden Lennep und Lüttringhausen in die Stadt Remscheid eingemeindet.Der letzte Kreistag tagt am 30. Juli 1929. Bis zu diesem Tag bildet das Kreishaus den Mittelpunkt der Kreis-Verwaltung.
1929 - 1933
Es folgt ein mehrjähriger Leerstand und der teilweise Verfall.

1933

Als neuer Nutzer zieht die NSDAP in die untere Etage ein, verpflichtet sich aber, das Gebäude zu restaurieren und zu erhalten.
Das ehemalige Kreishaus wird in „Hermann-Göring-Haus“ umbenannt und am 22. April 1933 offiziell eingeweiht.

Das Kreishaus nach 1933, die Reichsflagge hängt schon, aber die Bäume

der ehemaligen Gartenanlage stehen noch.
Neue „Bewohner“ des Erdgeschosses sind:

•    die Sturm- Abteilung (SA) und die Motor-SA.
•    die Schutz-Staffel (SS).
•    die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO). Dies ist eine  Art gewerkschaftliche Organisation der NSDAP.
•    die Nationalsozialistische Kriegsopfer Versorgung (NSKOV). Diese Einrichtung ist der NSDAP angeschlossen und kümmert sich um Schwerkriegsbeschädigte und Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs.
•    das Nationalsozialistische Kraftfahrzeugkorps (NSKK). Er ist eine Unterorganisation der NSDAP, die für die Verkehrserziehung der Kraftfahrer und der Jugend zuständig ist.
•    der Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes,  eine nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisation, später auch NS-HAGO genannt.
•    die Kreisleitung der NSDAP (wohl ab 1933, eher 1935).
•    die NS-Frauenschaft (NSF), die Frauenorganisation der NSDAP, deren Aufgaben auf wirtschaftliche und krankenpflegerische Tätigkeiten begrenzt sind (spätestens ab 1935).
Im unteren, linken Teil des Hauses sind die Wachstube der SA, die Räume für den SA-Führer und der Schlafraum der SA untergebracht. Weitere Teile des Gebäudes werden scheinbar zu Wohnzwecken genutzt.

Hermann-Göring-Haus – Nutzung durch die SA und SS

Die Nutzung des Hermann-Göring Hauses als Folterstätte der SA und SS ist heute unbestritten, aber noch nicht abschließend erforscht. Zeitungsberichte aus der Nachkriegszeit beschreiben, dass sich die SA und SS dort eine sog. Folterstätte schufen. Forschungen jüngerer Zeit haben Namen und die Geschichte einiger Opfer bekannt gemacht.Bei ihnen handelte es sich meist um Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Sie gehörten zu Gruppen von Personen, die 1933in Lennepnun illegal und im Verborgenen gegen die nationalsozialistische Regierung arbeiteten. Unklar ist bis heute, über wie viele Jahre das Gebäude zur Inhaftierung benutzt wurde und wie viele Menschen dort durch Mitglieder der SA und SS misshandelt wurden.

1940

Die Baugenehmigung für den Bau eines Schutzraumes (unter dem heutigen Schulhof gelegen) wird erteilt.

1945
Bei dem Bombenangriff der Alliierten auf Lennep am 10. März 1945 wird das Gebäude stark beschädigt. Nur die dringendsten Schäden werden beseitigt. Das Haus steht leer.

1952
Die Stadt Remscheid entscheidet sich für eine Sanierung des Gebäudes. Begonnen wird mit dem Erdgeschoss.

ab 1953
Im Sommer 1953 zieht die Realschule, die sog. Mittelschule, in das teilsanierte Gebäude ein.

Nach der vollständigen Sanierung kann die Realschule auch die weiteren Etagen nutzen. Weiterhin werden in einigen Räumen die Untersuchungsräume des Gesundheitssamtes untergebracht, so auch die Schulzahnklinik.

ab 1973

Die Realschule zieht aus dem Gebäude aus. Das ehemalige Kreishaus wird weiterhin für schulische Zwecke genutzt, u.a. durch das Lehrerseminar und Klassen der Hauptschule Leverkuser Straße.

1985
Das Gebäude "Kölner Straße 82 - ehemaliges Kreishaus Lennep" wird in die Denkmalliste der Stadt Remscheid eingetragen. Das Gebäude ist in einem schlechten baulichen Zustand.

1998

Die umfassende Sanierung des ehemaligen Kreishauses ist unaufschiebbar. In den folgenden zwei Jahren werden für 2,1 Millionen DM die Fassade gereinigt, die Fenster erneuert und die Dacheindeckungen wieder in Schiefer hergestellt. Die Räume des Gebäudes und Sanitäranlagen erhalten eine grundlegende Renovierung. Folge brandschutztechnischer Vorgaben ist die Errichtung von Treppenraumabtrennungen. Darüber hinaus werden eine Lehrküche, eine Schreinerei und Werkräume für eine zukünftige schulische Nutzung eingerichtet.

nach 2000/2001
Nach Beendigung aller Maßnahmen ziehen mehrere Klassen der Pestalozzi-Schule in das ehemalige Kreishaus ein.


2013

Die Stadt beschließt die Auflösung der Pestalozzi-Schule. Sie geht in der Karl-Kind-Schule auf.

2014/15
Seit diesem Schuljahr wird das ehemalige Kreishaus von der Karl-Kind-Schule als Teilstandort nutzt.


2016/2017

Schüler und Lehrer von fünf Oberstufenklassen haben in dem historischen Gebäude eine neue Heimat gefunden.


Text: Claudia Holtschneider M.A., Remscheid
März 2017


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